Wer in Ulm entlang der Donau spaziert, stößt unweigerlich auf ein Stück Vergangenheit, das so lebendig wirkt, als könnten gleich Händler mit ihren Karren und schwer beladene Ochsen durch das alte Stadttor rumpeln. Der Metzgerturm, ein markanter, leicht geneigter Wehrturm, erhebt sich stolz am Rand der historischen Stadtmauer und ist seither so etwas wie der schweigsame Wächter der Altstadt. Mit seinen rund 36 Metern Höhe und dem spitzen Ziegeldach sieht er aus, als hätte er alle Zeit der Welt – und tatsächlich blickt er auf über sechs Jahrhunderte Geschichte zurück.
Erbaut wurde er im 14. Jahrhundert, als Ulm auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung als freie Reichsstadt stand. Die Stadt war reich, der Handel blühte, und entsprechend musste man sich gegen Feinde wappnen. Die Stadtmauer, zu der der Metzgerturm gehörte, umschloss Ulm wie ein schützender Ring aus Stein, durchzogen von Toren und Wachtürmen. Der Metzgerturm selbst diente als Teil der Flussbefestigung, kontrollierte den Zugang von der Donauseite und war zugleich ein Symbol für die Wehrhaftigkeit der Ulmer Bürger.
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Seinen Namen verdankt er übrigens nicht einer blutrünstigen Geschichte, sondern der Metzgerzunft, die in der Nähe ansässig war. Dennoch ranken sich um ihn Legenden – etwa die, dass der Turm eine leichte Schieflage bekam, weil faule Metzger zur Strafe dort eingesperrt wurden und ihre Anwesenheit das Fundament „zum Kippen“ brachte. Historisch korrekt ist das wohl nicht, aber solche Geschichten gehören nun mal zu einem Turm, der so lange im Stadtbild steht.
Heute beherbergt der Metzgerturm ein kleines Museum, das Einblicke in die Ulmer Stadtgeschichte und das mittelalterliche Leben bietet. Wer die engen Treppen erklimmt, wird nicht nur mit historischem Wissen belohnt, sondern auch mit einem Blick, der vom sanften Blau der Donau bis zu den Dächern der Altstadt reicht. Die Stadtmauer selbst ist an vielen Stellen noch begehbar, und ein Spaziergang entlang der alten Zinnen lässt einen spüren, wie es gewesen sein muss, als hier Wachen patrouillierten und die Stadt vor Angreifern sicherten.
An sonnigen Tagen, wenn Kinder am Donauufer spielen und Spaziergänger im Schatten der alten Mauer verweilen, wirkt der Metzgerturm fast wie ein freundlicher Nachbar, der viel erlebt hat, aber nie die Lust verloren hat, seinen Platz zu halten. Er ist nicht nur ein Bauwerk aus Stein, sondern ein Stück lebendige Geschichte – und für Ulm so charakteristisch wie das Münster oder das Fischerviertel. Wer ihn einmal gesehen hat, vergisst ihn nicht mehr.
