Jedes Jahr im Juli verwandelt sich Ulm in eine einzige große Festmeile, wenn das Schwörwochenende beginnt. Drei Tage lang pulsiert die Stadt vor Leben, Musik und Tradition – und im Mittelpunkt steht der Schwörmontag, ein Ritual, das so alt und einzigartig ist, dass es selbst in der Weltgeschichte kaum Vergleichbares gibt.
Seinen Ursprung hat das Schwören im 14. Jahrhundert, als Ulm eine freie Reichsstadt war. Damals legte der Bürgermeister einmal im Jahr auf der Schwörwiese vor allen Bürgern Rechenschaft über seine Amtsführung ab. Mit den Worten „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in allen gleichen, gemeinen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt“ versprach er, gerecht zu regieren. Dieses Versprechen wurde nicht hinter verschlossenen Türen abgegeben, sondern öffentlich, vor den Augen der Bürger – ein demokratisches Bekenntnis in einer Zeit, in der Könige und Fürsten noch unantastbar herrschten.
Heute hat sich der Rahmen geändert, doch die Zeremonie lebt weiter. Der Oberbürgermeister steht am Schwörmontag auf dem Balkon des Schwörhauses und richtet seine Rede an die Ulmer – eine Mischung aus Rückblick, Ausblick und Versprechen. Die Worte mögen moderner klingen, doch der Kern ist derselbe geblieben: Transparenz, Verantwortung und das Bekenntnis zur Gemeinschaft.
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Rund um diesen symbolträchtigen Tag feiert die Stadt ein Wochenende lang, als gäbe es kein Morgen. Auf den Straßen erklingt Livemusik, der Duft von gegrillten Spezialitäten mischt sich mit dem süßen Aroma von gebrannten Mandeln, und an allen Ecken wird gelacht und getanzt. Ein besonderer Höhepunkt ist das Nabada am Schwörmontagmittag, wenn sich fantasievoll geschmückte Boote und Wassergefährte die Donau hinuntertreiben lassen. Wer einmal gesehen hat, wie Piratenschiffe, Badewannen und schwimmende Biergärten nebeneinander treiben, versteht, warum die Ulmer ihr Fest so lieben.
Es ist diese Mischung aus stolzer Geschichte, lebendiger Tradition und ausgelassener Lebensfreude, die das Schwörwochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Hier feiert eine Stadt nicht nur ihre Vergangenheit, sondern auch ihr Miteinander – und zeigt, dass Demokratie nicht nur in Reden lebt, sondern auch in Gemeinschaft, Musik und einem fröhlichen Sprung in die Donau.
